Mit Vielfalt und Vernetzung aus der Multikrise

… Ein großer Teil des Problems ist David Morens zufolge das fehlende Lernen aus vergangenen Ausbrüchen. „Fast alle Experten, die ich kenne, sind sich sicher, dass es immer wieder zu solchen Pandemieausbrüchen kommen wird. Das Problem ist nicht der Erreger. Das Problem ist unser Verhalten.“ … Geschichte der Zoonosen – Von Sharon Guynup 5. Nov. 2021 nationalgeographic.de

Morens beschreibt ein Problem prinzipieller Art. Die unterschiedlichen globalen Krisen eskalieren sich gegenseitig verstärkend immer schneller wesentlich dadurch, dass wir durch (eigene) Spezialisierung, Fachidiotie und Expertise uns immer unfähiger machen (lassen), sie radikal von ihren tief und weit verzweigten Ursachen zu begreifen und zu lösen.

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Mit Vielfalt und Vernetzung aus der Multikrise

Gesundheitssouveränität

Nach meinem Text Krankheit und Heilung von 2016 will aktuell gern zusammenfassen, was in Bezug auf alle Verletzungen und (Infektions)Erkrankungen und besonders auf Autoimmunerkrankungen wie eine Colitis ulcerosa meiner Überzeugung nach heilend ist.

Ich finde sehr wichtig und hilfreich, einen Prozess zu betreiben; sich an einem Limit weder überfordern noch unterfordern. Bereiche wie Ernährung, Bewegung und Umgang mit Stress in Balance und Vernetzung miteinander kombinieren und nicht etwa eines gegenüber dem anderen vernachlässigen.

In wesentlichen Teilen von Schulmedizin bzw. überhaupt unserer Industrie-Kultur und Zivilisation wird, finde ich, chronisch unterschätzt und missachtet, um wie viel natürlicher, aktiver, souveräner und autonomer wir unsere Genesung, Heilung und Gesundung betreiben können. Gerade auch (sehr) unabhängig und emanzipiert von fachlich-spezialisierter, medikamenten- und invasiv-basierter Schulmedizin. In Anlehnung an den Begriff „Ernährungssouveränität“ aus dem Weltagrarbericht, will ich das „Gesundheitssouveränität“ nennen. Dazu zunächst vier Kernaussagen:

  • … Ich kenne nur wenige Heilmittel, die mächtiger sind, als ein sorgsam gewähltes Wort. …1Bernard Lown in „Die verlorene Kunst des Heilens“ S. 106 suhrkamp.de 15. Auflage 2017
  • Die beste Medizin kommt aus der Küche — Was eine gesunde Ernährung zur Rettung des Planeten beiträgt — Prof. Dr. Volkmar Nüssler 1. Auflage 2023 westendverlag.de
  • Muskeln sind ein wahres Wunderwerk unseres Körpers und ihre Heilkraft ist stärker als die der meisten Medikamente — Prof. Ingo Froböse — Die Heilkraft unserer Muskeln HÖRZU 14.04.2023 S. 9
  • „Jede Berührung öffnet eine hauseigene Apotheke“ 8. Mai 2020 zeit.de

Das sind nur vier Beispiele vieler weiterer Superlative solcher Art, die nochmals viel mehr in sich gegenseitig verstärkender Wechselseitigkeit und Ergänzung, ihre aller konstruktivste Wirkung entfalten können — frei nach Aristoteles: Teilbereiche intelligent zu einem Ganzen vernetzt und ausbalanciert, wirken weit besser als die Teilbereiche allein für sich.

Nach einem einfachsten Beispiel veranschaulicht: Man stabilisiert ein Zelt um so sicherer, je mehr man es aus gegensätzlichen(!) Richtungen verbindet: Lebendig-, komplex- und dynamisch-vernetzte Prozesse der Genesung und Heilung, lassen sich entsprechend in Landschaften, Pflanzen, Flussläufen u. dsgl. bilden und veranschaulichen: Vgl.: Meditation „Blume Gießen“ → Binneralpe 2016, Essay Liebe und Freiheit … oder Baum als Beispiel maximaler Stabilität bei minimaler Grundfläche. → Krankheit und Heilung

Kernaussagen zu Vielfalt und Komplexität als Schutz, Stabilität und Sicherheit gegenüber Krankheiten und Plagen:

  • Stabilität durch Artenreichtum ist ein universelles Naturgesetz — S. 199 SUPERORGAN MIKROBIOM — Dr. med. Florian Beigel, Dr. Nicole Schaenzler / Buch 02.09.2020 gu.de
  • Ziel ist es, die natürlichen Ökosysteme nachzuahmen: Sie regulieren sich selbst über die Artenvielfalt und damit schließt man Epidemien von vornherein aus — Alan York im Film Unsere große kleine Farm
  • Stark durch Vielfalt —Vielfältige Systeme sind komplex und können sich dadurch besser selbst regulieren als spezialisierte Systeme. S. 38 Ökologie & Landbau 1 — 2022

Aussagen dieser Art lassen sich auf die Heilung des Körpers und seiner Organe als Organismus und Ökosystem sehr gut übertragen! Dafür sprechen auch Aussagen und Einsichten aus dem Buch SUPERORGAN MIKROBIOM:

  • S. 27: Bakterien sind nicht nur Keime, die Krankheiten verursachen, sondern die überwältigende Mehrheit unserer winzigen Untermieter sind harmlos und teilweise sogar äußerst nützlich für uns … (Ich bin mir sicher, dass das gleiche für Viren bzw. das Virom gilt!)
  • S. 37: … da Vitamin B12 nur über den Dünndarm aufgenommen wird, ist es besser Vitamin-B12-reiche Lebensmittel wie tierische Nahrungsmittel oder Milchprodukte zu essen. …
  • S. 45: sog. „Tight Junctions“; ein Proteinnetzwerk der Darmschleimhaut: Essentiell für eine gesunde Barriere gegen „feindliche Stoffe“. S. 48: Gestört bei vielen Leuten mit Autoimmunerkrankungen wie Diabetes, rheumatoiden Arthritis oder Zöliakie. Auch bei CED gehört eine durchlässige Darmschleimhaut definitiv zum Krankheitsbild
  • S. 49 In einem sind sich Wissenschaftler einig: ohne Darmmikrobiom keine funktionstüchtige Darmbarriere. … mikrobielle Bewohner können [schädliche] Keime daran hindern, an der Darmwand anzudocken. … S. 50 … mikrobielle Bewohner können bis zu einem gewissen Grad selbst antibakterielle Stoffe produzieren und dafür sorgen, dass noch mehr Tight Junctions gebildet werden, sie päppeln hungrige Darmwandzellen mit Nährstoffen auf.
  • S. 68: These: „Wer seine Darmbakterien richtig füttert, fühlt sich wohler, wird seltener krank und lebt länger.“
  • S. 73: ⁓ … durch Artenvielfalt im Darmmikrobiom, werden krankmachende Bakterienarten zurückgedrängt. …
  • S. 74 … eine Kernbotschaft der Mikrobiomforschung lautet: „Je mehr unterschiedliche Bakterienspezies es in unserem Darm gibt, desto robuster ist das mikrobielle Milieu in unserem Darm.
  • S. 75 … der Verlust der Diversität ist also ein treibender Faktor für die Entstehung von Krankheiten. … Sie können viel zu einer hohen Diversität ihre Darmvolkes beitragen, indem Sie selbst offen für Vielfältigkeit sind — und zwar beim Essen: Sorgen Sie für Abwechslung bei Ihrem Speiseplan! Geben Sie Pflanzlichem aus Bio-Anbau (Ballaststoffe!) Gegenüber Fleisch den Vorzug! … Diversität lässt sich durch täglich viele Ballaststoffe in Form von Vollkornbrot und Vollkornreis, Gemüse und Obst wieder anessen. Einseitige, ballaststoffarme [und hochverarbeitete] Ernährung = artenarmes Mikrobiom. Dass diese Gleichung stimmt, haben eine Reihe von Studien bestätigt.
  • S. 126 … die aufgedeckten Spuren, die frühkindlicher Stress im Darmmikrobiom von Mäusen hinterlässt … dass [entsprechend] viele Patienten, die an einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung wie z. B. Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa leiden, als Baby und Kleinkind seelischen Stress erleben mussten.
  • S. 200 … „Western Diet“ ist zum Synonym für eine diversitätsmindernde und mikrobenfeindliche Esskultur geworden. Dominiert wird die „westliche Ernährung“ von (rotem) Fleisch, Wurst, Weißbrot, Süßem, Softdrinks und vor allem von industriell verarbeiteten Lebensmitteln.

Was für regelmäßige Mahlzeiten spricht mir ausreichenden Abständen von mindestens 4 Stunden ohne Snacks zwischendurch:

  • „… Krankheit entsteht aber nicht über Nacht. Es gibt auch viele ‚dicke Dünne‘, die dasselbe Krankheitsrisiko haben wie der klassische Übergewichtige.“ … In der westlichen Welt ist Nahrung ständig und überall verfügbar, wir snacken viel und häufig. Dieses Flatrate-Essen mit kohlehydrareichem Backwaren, Pommes oder Chips führt zu Insulinspitzen, schleichenden Entzündungen schädlichen Fettpolstern und schnell zu neuerlichem Heißhunger. Ein tückischer Teufelskreis, der massenhaft Zivilisationskrankheiten fördert wie Diabetes, Demenz, Autoimmunstörungen, Herz- und Kreislaufleiden sowie Krebs. … Dr. Anne Fleck – Mehr Energie im Alltag HÖRZU Nr. 50 | 10.12.2021

Weitere Zitate und Aussagen, die mir wichtig erscheinen:

  • „Woran liegt es, dass eine vergleichsweise seltene Erkrankung wie Zöliakie binnen weniger Jahre zu einer Art Volkskrankheit geworden zu sein scheint? … Ist das Gluten verantwortlich oder etwa eine globalisierte, nur am Profit orientierte Landwirtschaft?“ Giovanni Dinelli Full Professor Department of Agricultural and Food Sciences Università di Bologna – Min 16:00 … Nitrate und Phosphate aus dem Bombenbau nach dem Krieg für Düngemittel. … 43:00 „Den Landwirten wurde immer wieder eingeimpft, Glyphosat stelle kein Risiko dar“ 43:00 „Wenn sich durch den Lebensstiel die Zusammensetzung und Funktion des Microbioms zum negativen verändert, sinkt die Toleranzschwelle, was [z. B.!] zur Zöliakie führt. Nur das erklärt, warum Menschen Gluten 50 Jahre lang problemlos vertragen und dann plötzlich allergisch reagieren. … Wir gestalten unsere Umwelt ganz anderes als von der Evolution vorgesehen. Doch wir sind Teil eines ewigen Kreislaufs und alle was im Boden, im Wasser und in der Luft vorkommt, landet irgendwann in unserem Körper und beeinflusst unser Microbiom. Warum überrascht uns diese Epidemiewelle? Ich wäre überrascht, wenn es keine gäbe. 45:00 Glyphosat schädigt unser Microbiom. Glyphosat ist ein Breitbandantibiotikum. 46:00 Unsere Lebensmittel sind vergiftet und wir essen sie. Dadurch reduziert sich die Bakterienvielfalt unsere Microbioms soweit, dass sich eines schönen Tages irgendein Organ nicht mehr so funktioniert wie es soll und wir chronisch krank werden. 53:00 „Die EU-Richtlinien machen den Bock zum Gärtner. Da überrascht es kaum, dass sich Glutensensivitätten und andere chronische Autoimmunkrankheiten epidemieartig ausbreiten.“ 59:00 Es werden immer mehr hochverarbeitete Lebensmittel konsumiert, die mit allen möglichen Zutaten kombiniert und angereichert werden. 01:15 Nahrung kann Medizin sein. Glutenhaltige LM sind nicht von Natur aus schädlich. Sie werden es durch die industrialisierten Landwirtschaftsmethoden und die Großkonzerne, die Kontrollmechanismen sabotieren. Gluten, der Feind in deinem Brot – Verfügbar bis 12/05/2021 arte.tv abgerufen am 23.01.2023 auf YouTube.de
  • Dauerstress, Medikamente, etwa Antibiotika oder eine einseitige Ernährung setzten den „guten“ Bakterien zu und bringen das Ökosystem im Bauch aus der Balance. Mögliche Folgen sind … auch häufige Infekte. … Die Zufuhr bestimmter lebender Bakterienstämme (Probiotika) kann wiederum die Häufigkeit akuter Atemwegsinfektionen senken … Demnach kann das Zusammenspiel bestimmter Bakterienstämme die Immunantwort bei viralen Infektionen stärken, entzündungshemmend wirken und dafür sorgen, dass mehr Antikörper gebildet werden. Diese an Covid-Patienten durchgeführte Studie kann man als Beleg dafür werten, dass das Mikrobiom unser Immunsystem beeinflusst. Schutz für die LungeDenn der Darm steht nicht nur mit Gehirn und Nervensystem im Austausch, sondern auch mit der Lunge. … Studie in Zusammenarbeit mit dem internationalen wissenschaftlichen Rat für Probiotika HÖRZU 42 | 15.10.2021
  • … Covid-19-Erkrankte mit Parodontitis 3,5 mal häufiger auf der Intensivstation als Betroffene mit intakter Mundflora. Sie mussten 4,5 mal häufiger beatmet werden und verstarben sogar nennmal häufiger … | Stiftung Warentest — Februar 2022

Noch ein heftiges Zitat:

  • … Von da an waren nicht mehr Viren, sondern Nahrungsmittelkonzerne sein Forschungsgegenstand. „Die funktionieren ähnlich wie Viren oder andere Parasiten. Sie machen uns krank“, sagt er. Jetzt hat er ein Buch geschrieben, um genau darüber aufzuklären. Es geht darin vor allem um „ultraverarbeitete Lebensmittel“, wie er jene Produkte nennt, die mit zahlreichen Stabilisatoren, Süßstoffen und Aromen versetzt und uns als Nahrung verkauft werden. Ihr Verzehr wird mit Darmerkrankungen, Typ-2-Diabetes, Demenz, Adipositas, Angstzuständen, Depressionen, zahlreichen Krebsarten und frühzeitigem Tod in Verbindung gebracht.Arzt: „Lebensmittelkonzerne machen uns gezielt abhängig von ungesundem Müll“ derstandard.at 25. Juni 2023

Und als eine Art Fazit:

  • … „Die Empfehlungen sind eigentlich trivial“, sagt Haller. Mikroben mögen keine stark verarbeiteten Lebensmittel, kein Fertigessen aus der Tüte. Stattdessen: selber kochen mit viel Obst und Gemüse und die unbehandelten Kartoffeln im Dorfladen oder im Bio-Markt kaufen, möglichst regional. So muss Frisches nicht für lange Transporte haltbar gemacht werden. Wenig Fleisch und Zucker. Gutes Mikrobenfutter sind zudem Ballaststoffe, etwa aus Vollkornpodukten – und als Nachtisch Bewegung. Wie Studien zeigen, fördert auch Sport die Vielfalt in unserem inneren Kosmos.Welche Funktion hat das Darm-Mikrobiom – und wie halte ich es gesund? apotheken-umschau.de 16.10.2023

Zum (vorläufigen) Schluß will ich erläutern, warum, meiner Überzeugung nach, Naturschutz und eine heilende Lebensweise sich so gut ergänzen und gegenseitig verstärken (sollten!), ja eigentlich zwei Pole derselben Einheit sind. Dazu gehört für mich untrennbar, dass gesunde Lebensweise bzw. Naturschutz kein Verzicht sein darf, sondern viel mehr ein exorbitanter Gewinn in jeder Hinsicht ist (Vgl. a.: Helden der Feigheit & Naturschutz als Multi-Win-Effekt):

Am Beispiel von Geschmacksnerven und ihrer Vernetzung hinein ins Gehirn und den ganzen Organismus lässt sich nachweisen, dass wir in einem dynamischen und sehr komplexen, beweglichem und auch veränderlichem Netzwerk wahrnehmen (sollten!) und nicht in einem festgelegten, welches im Laufe des Lebens immer weiter verkümmert. Ebenso zwingend und naturgesetzlich ein Boot mit einem großen Segel nur wenig Wind benötigt, können wir erst und nur mit der Matrix eines lebenslang immer neu gebildete (Geschmacks)Nervensystems Nahrung bzw. das Leben in seiner ganzen Vielfalt und seinem ganzen Reichtum genießen und auskosten.

(Hightech)Industrienahrung mit wenigen heftigen Reizen von scharf, süß, sauer und salzig, lässt diese Matrix verkümmern was wesentlich zu dem uns wohl allen bekannten Heißhunger z. B. nach Süßem oder salzigen, fettigen Chips führt. Damit ist ein Teufelskreis in Gang gesetzt: Die Matrix verkümmert noch mehr; entsprechend wächst Heißhunger und Sucht usw. …

Also lernen reflektiert, immer weiter differenziert und nachempfunden in wesentlich 3 Schritten:

  1. Nahrung kaufen, sich mit Herkunft beschäftigen; wie haben Pflanzen und Tiere gelebt, in welchen Biotopen; welche Vielfalt und Anzahl an wilden und nichtwilden Tieren und Pflanzen konnten noch oder sogar erst durch die entsprechende agrarökologische LW leben oder sterben (aus) in Monokulturen industrieller LW und Massentierhaltung,
  2. Nahrung selbst zubereiten, schonend und experimentierend, dass keine Pauschalurteile mehr bleiben, etwas bestimmtes „nicht zu mögen“ sondern viel mehr Fragen den Vorzug geben wie, in welcher Kombination, Qualität, Art der Zubereitung usw. ich alles Gemüse mag als wie fermentierte Produkte, Vollkorn u. a. …,
  3. Nahrung (insgesamt) in einem (immer) regelmäßigeren Rhythmus riechen, schmecken, auskosten … mit einer gewissen Ruhe und mit Zeit und weniger zwischendurch, nebenbei und mangelhafter Achtsamkeit …

Eine solche Art und Weise von (aktivem) Konsum ist insgesamt nicht etwa mühsam und aufwendig, sondern sehr viel eleganter und klüger weil sich mit einer solchen ausdifferenzierten, ausgebildeten, beweglichen und umfangreichen Matrix sehr viel müheloser durchs Leben segeln lässt.

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