Die große Schuld der Alten

Ein maßloser Betrug und seine ganz gewöhnliche Verschleierung

SZ – 23.01.2013

Angesichts des Verbrechens der Lebensgrundlagenzerstörung einer wachsenden Mehrheit von Menschen, ist schon die Einleitung von „Die große Schuld der Alten“ leichtsinnig und inkonsequent: Es „scheint“ nach Heinz Bude „unmittelbar einzuleuchten“, dass „heutige Generationen sich nicht auf Kosten kommender Generationen ein schönes Leben machen dürfen“. Unbekümmert verschleiert der Herr Professor im Feuilleton der SZ, was sich hinter seinem „Kosten dürfen“ verbirgt und im politischen Teil derselben Ausgabe von Barack Obama als Betrug benannt wird; dass schon heute eine Welle der Zerstörung Millionen Menschen leiden lässt, mit voller Wucht aber erst nachkommende Generationen treffen wird. „Wir werden auf die Bedrohungen durch den Klimawandel reagieren, denn wir wissen, dass wir durch Nichtstun unsere Kinder und künftige Generationen betrügen“ (Obama in seiner Inaugurationsrede). Bude hat als Akademiker dagegen nicht das Format, sich deutlich für diese wehrlosen Menschen einzusetzen. Dabei sind die Hauptprofiteure einer besinnungslosen Ausbeutung und Zerstörung natürlicher Lebensgrundlagen, selbst in einer Industrienation wie Deutschland eine kleine Minderheit gegenüber denen, die in großer Mehrheit Verlierer sind und noch viel mehr sein werden. Bude fallen als „umstrittene Maßnamen gegen den Saustall irreversibler Erderwärmung, unvorstellbarer Staatsverschuldung und explodierender Rentensysteme“ nur „Einschränkungen, Belastungen“ und das „berühren hergebrachter Privilegien, verfestigter Besitzstände und erkämpfter Anrechte“ ein. „Umverteilungen“ weg von unvorstellbaren Reichtümern weniger Konzerne und Privatpersonen, würden jedoch auch heute den allermeisten Menschen nicht „Einschränkungen und Belastungen“ bringen, sondern im Gegenteil Freiräume und Entlastung! Wie viel mehr Menschen könnten hier und weltweit gut leben, wenn z. B. mehr Mittel und Unterstützung an eine kleinere und handwerklich geprägte Landwirtschaft gehen würde und viel weniger an die Monokultur und Massentierhaltung von (mega) Großbetrieben? Wie viel sichere, saubere und gerecht verteilte Bewegungsfreiheit und Mobilität wäre möglich, mit weniger „Autos“ (Peak Car)? Eine global und nachhaltig verträgliche Lebensweise, bringt insgesamt allen Vorteil und Gewinn auch uns Menschen hier und jetzt. Dennoch singt Heinz Bude so wie schon Felix Ekardt und Harald Welzer die alte Leier vom Verzicht als Preis für nachhaltige Gerechtigkeit. Solche Aussagen bewegen sich in der Nähe von immer noch ebenso verbreiteten wie blöden Versuchen, den Schutz vitaler und vielfältiger Lebensräume- und Grundlagen als Killer heutiger Arbeitnehmerinteressen zu diffamieren.

Die Entwicklung unserer Industriegesellschaft hin zu einer nachhaltig und global verträglichen Lebensweise, steht grundsätzlich nicht in Konkurrenz zur Freiheit und Qualität unseres Lebens, sie sind im Gegenteil viel mehr ein und dasselbe. Es wäre sehr hilfreich, wenn auch ein Akademiker wie Heinz Bude das endlich begreifen würde.

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