Kuhglocken und Käsekelle gegen Massentierhaltung und Agrarindustrie

Wir treiben unser Vieh vorbei an verfallenen Hütten und Melkständen, die Milch der Tiere kann das Kessi nur noch anfüllen, ihr Mist und was sie wegfressen reicht immer weniger, den Blumen, Kräutern und Gräsern ihren Humus und Raum zu schaffen. Zeit auch für uns, sich diesem Rückgang als Teil einer weltweiten agrarökologischen Bewegung  entgegenzustellen. (Text: Bernhard Goebel)

Als Senn bin ich erschrocken und empört über die Quälerei in der industrialisierten Viehzucht und das Ausmass der Zerstörung durch Landwirtschaft. Wie viel Urwald für endlose Rinderherden schon gerodet ist, wie viel Land schon so sehr verödet, vergiftet und unfruchtbar ist oder nur mit einem masslosen Aufwand an Energie, Pestiziden und Kunstdünger noch bewirtschaftet werden kann. Nicht immer und überall allerdings hinterlässt Landwirtschaft eine solche Verwüstung. Kulturlandschaft kann durchaus die Fruchtbarkeit und Vielfalt von natürlicher Wildnis erreichen und sie sogar übertreffen. Um einen solchen Gewinn an Leben für Tier, Mensch und Natur durch Landwirtschaft zu erzeugen, ist die massvolle Nutztierhaltung in vielen Regionen der Erde erforderlich und wünschenswert: Die Überzahl der Rinder auf gerodeten Flächen in Südamerika oder die von Hochleistungskühen in den Grossställen der Schweiz mag noch so gross sein, es ändert nichts daran, dass auf den meisten Alpen mittlerweile (viel) zu wenig Tiere weiden, um den ganzen Reichtum und fruchtbaren Wert ihrer Kulturlandschaft erhalten zu können.

Gehe ich spazieren im Tal, wo ich auch diesen Sommer wieder käsen werde, bewundere ich die Ruinen der Pferche, Ställe und Häuser, wo Menschen vor 800 Jahren ganzjährig Landwirtschaft betrieben und im 19. Jahrhundert noch Hunderte von Kühen und über tausend Schafe gesömmert haben. In den letzten Jahren dagegen war selbst die Bewirtschaftung der letzten zwei Alpen mit nur rund hundert Tieren nicht mehr gesichert. Dieser Verlust an lebendiger und lokaler Vielfalt entspricht in vielen Variationen einem weltweiten Prozess und geht wechselseitig einher mit noch mehr Industrialisierung, Verödung und Massentierhaltung.

Weltagrarbericht

«Wir brauchen eine agrarökologische Evolution der Landwirtschaft, der Lebensmittelproduktion und des Konsums», lautet in einem einzigen Satz die Kernaussage des Weltagrarberichts*. Sie ist nach den Worten des UN-Sonderbeauftragten für ein Recht auf Nahrung, Olivier de Schutter, «der einzige Weg, die Weltbevölkerung zu ernähren». Agrarökologie gründet sich auf dem Gleichgewicht zwischen Respekt vor lokaler und traditioneller Kenntnis und Kultur der Menschen – und auf der Offenheit für Methoden und Ergebnisse unterschiedlicher Disziplinen moderner Wissenschaft. Ohne mit unserer Alpwirtschaft eines der ungemein wertvollen Beispiele für sie: Agrarökologie ist in jeder Hinsicht das Gegenteil von hochspezialisierter Standardisierung und Züchtung weniger Hochleistungstierarten (und Pflanzensorten), die gegen alle lokalen Proteste und natürlichen Bedingungen global angebaut und durchgesetzt werden.

Debatten

Um die Frage der Landwirtschaft, und insbesondere um die der Tierhaltung, hatte ich im Laufe meiner zehn Sommer auf der Alp mit mir selbst und anderen einige zum Teil hitzige Auseinandersetzungen und Wortgefechte. Angst und Wut vor dem, was wir der Natur, den Tieren und anderen Menschen antun, gaben diesen Debatten etwas Unversöhnliches und Unlösbares. Gerade engagierte Naturschützer und Tierfreunde neigen zu der Überzeugung, dass wir uns am besten so weit als irgend möglich aus der Natur heraushalten und etwa die Nutztierhaltung gleich ganz unterlassen. Dass wir mit der nötigen Achtsamkeit Teil der Natur und Evolution ihres Lebens sind, habe ich vor allem auf der Alp gelernt. Auch die Alpwirtschaft jedoch zählt zu den weltweit gefährdeten Beispielen, wie Menschen über Jahrtausende uns eine Kulturlandschaft vererbt haben, deren Vielfalt und Fruchtbarkeit für das Leben und Überleben der Menschheit existenzieller denn je geworden ist. Um dieses Erbe verantwortlich weiterzuführen, erscheint mir Folgendes besonders notwendig. Dabei sind alle eingeladen, meine Liste zu ergänzen.

Auf der Alp:

  • Die humusbasierte Kreislaufwirtschaft weiter kultivieren und ausbauen. Dazu gehört das sorgfältige Ausbringen und Verteilen des Tiermists. Er baut die Humusschicht weiter auf, welche so viel Kohlenstoff speichern kann, dass die Emissionen von Klimagasen der Tiere ausgeglichen oder sogar überkompensiert werden.
  • Umsichtiger Umgang mit Brennholz. Es muss, richtig gespalten, mindestens zwei Jahre trocknen, man braucht so viel weniger, spart sich vom Fällen bis zum Nachlegen viel Arbeit und der Atmosphäre eine Unmenge an Russ und hochwirksamen Klimagasen.

Ansonsten und überall:

Poster - No to the false solution of green capitalism

  • Demonstrative Positionierung von uns ÄlplerInnen gegen Monokultur, Agrarindustrie und Massentierhaltung (zalp und IG-Alp). Mitverbreitung von Petitionen und Beteiligung an Demonstrationen: «Wir haben Agrarindustrie satt!», am 18. Januar 2014 in Berlin.
  • Solidarisierung, Zusammenarbeit und Vernetzung mit La Via Campesina – International Peasant’s Movement bzw. der agrarökologischen Bewegung und Praxis. (www.weltagrarbericht.de)
  • Mitgliedschaft und Engagement in der Kleinbauernvereinigung (www.kleinbauern.ch) und der Bauerngewerkschaft (www.uniterre.ch).

* Der Weltagrarbericht wurde 2008 vom Weltagrarrat (IAASTD) veröffentlicht und fordert insbesondere eine Ausdehnung der ökologischen Landwirtschaft und Förderung von Kleinbauern. Die Grüne Gentechnik, Agrochemie sowie Patentierung von Saatgut werden kritisch hinterfragt. Siehe auch: «Wege aus der Hungerkrise», www.weltagrarbericht.de/download.html


Nutztierhaltung or not

Wir Milch- und FleischproduzentInnen sehen uns ganz aktuell gerade von VegetarierInnen und VeganerInnen zu Recht und Unrecht drängenden Fragen und harter Kritik ausgesetzt. In seiner März-Ausgabe dieses Jahres verhandelt das Greenpeace- Magazin das Thema unter dem Titel «Die Besseresser. Warum sich Vegetarier und Veganer klüger ernähren». Das macht ja schon mal neugierig – und wirklich, die Autorinnen sind mit uns Hirtinnen und Käsern nicht zimperlich: «Es trügt nicht. Die Nutztierhaltung verschlingt massenhaft Ressourcen », «Viehhaltung schluckt Unmengen Wasser», «Wer Fleisch von seiner Speisekarte streicht, reduziert den Ökofussabdruck seiner Nahrung um die Hälfte», «Schwer wiegt das seelische Leid der Tiere».

Sollten wir denken, «es sei vertretbar, Tiere als Nahrungsquelle zu halten», erliegen wir der Annahme, «dass ein früher Tod ihnen nichts ausmacht». – Und: «Nein, Biofleisch ist keine Lösung, sondern eine PR-Antwort der Agrarindustrie» (Melanie Joy, Psycho- und Soziologieprofessorin). Wer sich nach diesen Austeilungen noch nicht verkrochen hat oder vielleicht dachte, als «sorgloser Vegetarier» davonzukommen, den wird es kalt erwischen, dass «ganz einfach» auch «Milch zur Tötungsmaschine» gehört.

Die Albert-Schweitzer-Stiftung für unsere Mitwelt sorgt im gleichen Ton mit ihrer Broschüre «Selbst wenn Sie Fleisch mögen …» so richtig für Stimmung: Ob bio oder nicht, auch der geschäftsführende Vorstand Mahi Klosterhalfen findet in keiner Art von Nutztierhaltung «die Lösung» und lässt unter Tierfreundlichkeit allein die Form rein pflanzlicher Ernährung gelten, und er möchte zeigen, «wie leicht auch uns» die Entscheidung dazu fallen kann.


Interview

Die Fragen stellte Bernhard Goebel an Barbara Küttel, Geschäftsleiterin Kleinbauern-Vereinigung

Bernhard Goebel: Laut Weltagrarbericht «sind vor allem in Asien, Afrika und Lateinamerika kleinbäuerliche Strukturen die wichtigsten Garanten und die grösste Hoffnung einer sozial, wirtschaftlich und ökologisch nachhaltigen Lebensmittelversorgung von künftig 9 Milliarden Menschen». Haben die Kleinbauern der Schweiz und die Alpwirtschaft eine vergleichbar wesentliche Bedeutung?
Barbara Küttel: Die Schweizer Landwirtschaft ist im europäischen Vergleich kleinstrukturiert. Aufgrund der Topografie kann ein Grossteil der Schweizer Betriebe auch nur sehr beschränkt wachsen. Aber nicht nur deshalb sollten wir uns auf eine kleinbäuerliche Landwirtschaft konzentrieren. Eine grosse Anzahl an Bauernbetrieben machen unsere vielfältige Kulturlandschaft aus, diese Betriebe produzieren tier- und umweltgerecht und sorgen für ein reiches Angebot an qualitativ hochwertigen Produkten in der Region. Ausserdem bleiben so möglichst viele Bauernfamilien der Landwirtschaft treu und finden ein Auskommen. Vielfältige Betriebe haben einen enormen Wert, und auch die Alpwirtschaft ist zentral für eine Vielfalt an Pflanzen und Produkten.

Die Landwirtschaft war lange die Wegbereiterin für die Artenvielfalt. Was für eine Bedeutung hat in diesem Zusammenhang die Viehhaltung der Bergbauern und Älpler?
Alpwiesen bieten zahlreichen Pflanzen und Tieren einen Lebensraum, sie gehören zu den artenreichsten Flächen in der Schweiz. Wenn unsere Alpwiesen nicht mehr vom Vieh bestossen und von den Älplern gepflegt werden, verganden sie sehr schnell. Unsere Landschaft wird so um einiges ärmer und die Artenvielfalt nimmt ab.

Die Alpen sind sehr alte und typische Formen der extensiven Landwirtschaft. Was sind heute die Gefahren und Möglichkeiten für uns, dieses Erbe verantwortungsvoll weiterzuführen?
Alpwirtschaft ist sehr arbeitsintensiv, dementsprechend ist die Gefahr gross, dass die steilsten und unwegsamsten Flächen in Zukunft nicht mehr bewirtschaftet werden. Eine weitere Gefahr ist auch, dass zu wenig Vieh zur Bestossung der Alpen da ist, weil Hochleistungskühe aus dem Talgebiet sich nicht für die Alp eignen. Diese Tiere sind es nicht mehr gewohnt, ohne Kraftfutter auszukommen und sich so viel zu bewegen.

Die Möglichkeiten in der Alpwirtschaft sehen wir vor allem darin, dass Alpprodukte sehr ursprünglich, echt, reich und einzigartig im Geschmack sowie von hoher Qualität sind. Das ist bei den KonsumentInnen gefragt. Ausserdem sind die Alpen auch wichtiger Lebensraum für die Menschen, sie bringen KonsumentInnen und Bäuerinnen/ Bauern näher, und sehr oft sammeln Nicht-Bäuerinnen/Bauern ihre ersten Erfahrungen in der Landwirtschaft bei der Arbeit auf der Alp.

Ist eine Landwirtschaft, die auf Vielfalt bei Pflanzen und Tieren sowie eine nachhaltige Bodenfruchtbarkeit setzt, auch ohne das Milch- und Metzgerhandwerk denkbar?
Milchwirtschaft ist in weiten Teilen der Schweiz eine ideale, das heisst standortangepasste Bewirtschaftungsweise. Die Schweiz ist ein Grasland, und nur die Kuh (bzw. ein Wiederkäuer) kann dieses Gras zu wertvoller Milch und Fleisch umwandeln. Deshalb ist und bleibt diese Produktionsweise wichtig. Damit diese Rohstoffe auch richtig, tiergerecht, vielfältig und schonend verarbeitet werden, braucht es ein gutes Angebot an regionalen Käsereien und Metzgereien.


Bernhard Goebel war 2001 erstmals Hirt auf Alp Bruchgehren (BE), 2002 Zusenn auf Alp Discholas und ab 2003 Senn auf den Alpen Brün, Tambo und Falätscha (GR). Dieses Jahr zum vierten Mal auf Alp Vispernanz im Wallis.

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4 Antworten zu Kuhglocken und Käsekelle gegen Massentierhaltung und Agrarindustrie

  1. Michael sagt:

    In einem Beitrag auf zdf.de fordert Armin Pfahl-Traughber, dass Fleischesser sich rechtfertigen sollen. Hier ein Teil des E-Mail_Verkehr, der daraus folgte: Fleischeslust und ihre Folgen – „Vorgeschichte des Schnitzels wird verdrängt“ zdf.de 18.09.2019 17:17 Uhr

    Michael Bernhard 18. Sept. 2019:

    Hier zwei meiner Beiträge als öffentliche Rechtfertigung meines Fleischkonsums:

    Kuhglocken und Käsekelle gegen Massentierhaltung und Agrarindustrie

    Entlassen in Verarmung, Verödung und Leblosigkeit

    Ich fordere von ihnen eine Rechtfertigung dafür, warum Sie Fleischverzehr und Tierhaltung so pauschal verurteilen und ablehnen. Eine solche en vogue gewordene Stimmungsmache richtet sich gegen Vitalität, Freiheit, Wohl und Leben einer sehr hohen Anzahl wilder und nichtwilder Pflanzen und Tiere.

    Michael Bernhard

    Armin Pfahl-Traughber antwortet u. a. am 20. September in etwa sinngemäß, dass die beiden verlinkten Texte von mir keine Rechtfertigung enthalten würden und keinen Bezug zu seinen Aussagen hätten. Er unterstellt, ich hätte die Texte nicht gründlich gelesen. Keine seiner Behauptungen ist begründet.

    Michael Bernhard 20. Sept.:

    Guten Abend,

    warum ist z. B. folgendes Zitat aus meinem Beitrag für Sie nicht auch Rechtfertigung für einen gewissen Fleischverzehr?: „Beharrlich setzt sich auch die Redaktion des greenpeace magazins erneut über die Frage hinweg, was mit den Haustierrassen der Schweine, Kühe oder Hühner passieren soll, wenn immer mehr Konsumenten, Landwirte und Verarbeiter auf Leben, Freiraum, Wohl, Vielfalt und Vitalität dieser Tiere verzichten oder diese mit noch tödlicherer Konsequenz kategorisch ablehnen und verurteilen. Was passiert mit den kostbaren und kostbarsten Biotopen der extensiven Wiesen- und Weidewirtschaft, als notwendige Voraussetzung und Bedingung einer einzigartigen Vielfalt, Vitalität und Fruchtbarkeit von wilden und nichtwilden Pflanzen, Tieren und auch von Menschen?“

    oder: „„Der heutige Mensch ernährt sich omnivor (allesfressend) und weist bezüglich des Verdauungstraktes mehr Ähnlichkeiten mit fleischfressenden Primatenarten auf, als mit pflanzenfressenden.“(4) Die Behauptung, dass die Evolution des Menschen zu Intelligenz, Vitalität und Vielseitigkeit ohne einen hohen Anteil an tierischem Fett und Protein nicht möglich gewesen wäre, auch heute ohne sie sehr aufwendig, nur kurzfristig und (besonders für Kinder) mit hohen Risiken für Gesundheit und Wachstum verbunden sein würde, lässt sich sicher sehr gut begründen.(5) Insbesondere Veganer mit ihrem hohen Anspruch an Solidarität mit Tieren müssen sich bei allen Lebensmitteln fragen, welche Anzahl und Vielfalt an Tieren und Pflanzen auch oder erst(!) durch die LW bestehen kann, in welcher sie gewachsen sind und produziert wurden.“

    Ich beziehe mich auf Ihre Forderung, dass „Fleischesser sich rechtfertigen sollen.“ Haben Sie Ihrerseits den Beitrag nicht noch mal sich angesehen? Und noch dazu unterstellen Sie mir dann, ich hätte den Text nicht gründlich gelesen. Das scheint mir gegen Ihre Qualifikation als Akademiker zu sprechen.

    Sie reden von „fleischloser Ernährung“ und was aus ihr alles positiv folgen würde. Sie greifen populäre Generalisierungen auf und verhindern ebenfalls, dass das Thema differenziert diskutiert wird. Milch- und Fleischprodukte aus extensiver Wiesen- und Weidehaltung (re)produzieren in kostbaren und kostbarsten Biotopen für unzählige wilde und nichtwilde Tiere und Pflanzen ebenfalls alles was Sie aufzählen (vergl. a.: Fladen des Lebens).

    Ich fordere erneut von Ihnen und dem ZDF eine Rechtfertigung dafür, warum sie Tierhaltung und Fleischverzehr so pauschal und undifferenziert ablehnen und verurteilen (lassen).

    Viele Grüße von der Binneralpe

    Armin Pfahl-Traughber wiederholt am 21. Sept. in etwa sinngemäß seine unbegründete Unterstellung, ich hätte sein Interview nicht gründlich gelesen. Die Ausführungen im zweiten Absatz, sind für ihn Stammtisch-Wissen.

    Michael Bernhard 23. Sept.:

    Sie halten Wikipedia oder das Buch Evolution, Denken, Kultur – Das soziale Gehirn oder die Entstehung des Menschlichen (Clive Gamble, John Gowlett, Robin Dunbar) für Stammtisch-Wissen? Oder Die kürzeste Geschichte allen Lebens (Harald Lesch, Harald Zaun)? Ich habe noch nie an einem Stammtisch diskutiert und auch noch etwas irgendwie dergleichen als Wissensquelle benutzt.

    Sie unterstellen mir erneut und ohne Begründung, ich hätte Ihr Interview nicht gründlich gelesen. Wie kommen Sie darauf? Warum, wenn Sie meinen so eine weitreichende Behauptung machen zu können, begründen Sie diese nicht? Das scheint frei erfunden und ist unseriös und unqualifiziert. „Nicht meinen, sondern wissen … !!!“ Auf welche meiner Aussagen soll sich das beziehen?

    Sie demonstrieren erneut Ihre Gleichgültigkeit gegenüber allen Lebewesen die direkt und indirekt von Biotopen der extensiver Wiesen- Weidehaltung leben und profitieren, indem Sie sich unfähig und unwillens zeigen Ihre undifferenzierten und sehr pauschalen Aussagen über Fleischkonsum zu korrigieren. Und ist es nicht ein bisschen sehr durchsichtig, dass Sie zuerst auf eigene Literatur verweisen einen Artikel wie Fladen des Lebens oder Grünlandpflege und Klimaschutz aber um so mehr außer Acht lassen wollen?

    Armin Pfahl-Traughber schreibt am 23. September u. a. von Fehlurteilen …

    Michael Bernhard 25. Sept.:

    ich habe die pauschalen und undifferenzierten Aussagen Ihres Interviews gelesen und habe daher vorerst keinerlei Anlass und Grund mich mit weiteren Texten von Ihnen zu befassen.

    Ihre Hinweise sind im Übrigen sehr allgemein und umkonkret. Würden Sie sich mit dem Thema auch aktuell auskennen, könnten Sie konkret, spontan und ohne weiteren Zeitaufwand zitieren und einfach mal eine Frage in dieser Weise beantworten: Warum glauben Sie, dass ich Ihr Interview nicht gründlich gelesen habe? Welche Fehlurteile von mir? Warum(!) Fehlurteil? Warum glauben Sie einen Text wie Fladen des Lebens einfach ignorieren und außer Acht lassen zu können? Gerade im Zusammenhang mir der Frage von Tierhaltung und Fleischverzehr? Warum halten Sie Wikipedia (bzw. Thomas Geissmann: Vergleichende Primatologie. Springer Verlag, 2002, ISBN 3-642-55798-8, S. 310.) oder das Buch Evolution, Denken, Kultur – Das soziale Gehirn oder die Entstehung des Menschlichen (Clive Gamble, John Gowlett, Robin Dunbar) für Stammtisch-Wissen?

    Nervensubstanz heranwachsen zu lassen und zu erhalten, ist sehr aufwendig. … (es) erfordert ungefähr zehnmal soviel Energie wie die Muskeltätigkeit und wenn Neuronen wirklich feuern, ist der Aufwand sogar noch beträchtlich höher. Wegen seines Energiebedarfs funktioniert das Gehirn am besten, wenn es mit qualitativ hochwertiger Nahrung gefüttert wird. Ein solcher Qualitätsanstieg war der Übergang von der Ernährung eines Schimpansen, die vorwiegend aus Blättern, Pflanzenschösslingen, Früchten sowie gelegentlich einer Nuss oder einem Kleinaffen besteht, zur Ernährung eines Homininen, mit wachsenden Mengen an tierischem Protein, und je weiter unser Gehirn heranwuchs desto stärker entwickelte sich unser Geschmack für Fleisch. Außerdem wuchs das große Gehirn auf Kosten eines anderen großen Organs, nämlich des Darms. … (Evolution, Denken, Kultur S. 123 u. 124)

    Oder eine Aussage wie von Harald Lesch und Harald Zaun?

    Zweifelsohne standen die allerersten Anfänge der Sprache mit der Entwicklung des Gehirns in direktem Zusammenhang. Die Sprache fand Gehör, weil ab dem Pleistozän, also vor ungefähr 2 Millionen Jahren, das Leistungsvermögen des menschlichen Gehirns in Folge seiner Massenzunahme und besseren neuronalen Vernetzung, allmählich stieg. … Hierbei kam es zu einem Rückkopplungs- bzw. Synergieeffekt: Eine vermehrte Proteinzufuhr in Form von tierischen Fleisch, das Homo Habilis mittlerweile verstärkt konsumierte, förderte die Zunahme seiner Gehirnmasse, wobei der größer gewordene Denkapperat wiederum selbst verstärkt nach einer vermehrten Eiweißzufuhr verlangte. Die menschliche, letzten Endes sogar die ganze biologisch Evolution ist ohne eine angemessene Reflexion solcher Rückkopplungen nicht zu verstehen.

    Und: Im Vergleich zum Homo habilis, …, gefiel sich Homo erectus in der Rolle des exzessiven Fleischessers, … Angesichts der aufgetischten Innereinen, des Fetts und Muskelfleischs … So wenig appetitlich die Speisen anno dazumal … gewesen sein mögen, so sehr war ihre Zusammenstellung für den Fortgang der menschlichen Evolution von zentraler Bedeutung. Der permanente Verzehr von tierischem Eiweiß bescherte Homo erectus ein Gehirn von 1100 bis 1300 Kubikzentimetern Volumen … Es war eben dieser maßlose Verbrauch von Fleisch, der die materiellen Grundlgen für die Ausbildung des menschlichen Bewusstseins legte. … (S. 177)

    Sie haben in Ihrer akademischen Laufbahn zuerst nur gelernt unbegründete Unterstellungen und Urteile zu formulieren? Ihre Bemerkung von einem 12-Stunden Tag finde ich vor diesem Hintergrund schwach, selbstmitleidig und anmaßend.

    Ich fordere von Ihnen erneut eine Rechtfertigung dafür, warum Sie Fleischverzehr und Tierhaltung so pauschal verurteilen und ablehnen.

    Michael Bernhard 29. September:

    Betreff: Veröffentlichung auf meiner Website unter dem Beitrag „Kuhglocken und Käsekelle gegen Massentierhaltung und Agrarindustrie“ (Im Textfeld zitiere ich den gesamten E-Mail-Verkehr)

    Armin Pfahl-Traughber weist am 30 Sept. u. a. auf seine Tätigkeit als Honorar-Autor hin und auf eine Frau Doktor Anwältin …

    Michael Bernhard am 30. Sept.:

    ich beabsichtige nicht Kommentare von Ihnen als Honorar-Autor zu veröffentlichen sondern das, was ich von Ihnen als Antworten auf meine E-Mails in Bezug auf Ihre öffentliche Forderung noch einer Rechtfertigung des Fleischverzehrs erhalten habe. Da Sie keine Forderungen nach einem Honorar für Ihre Antworten gefordert haben, sind diese im Nachhinein sinnlos und ohne Grundlage. Es besteht ein drängend-aktuelles öffentliches Interesse an Artensterben bzw. Artenschutz. Dieser wird im wesentlichen auch durch extensive Wiesen- Weidehaltung von Pflanzenfressern gefördert. Auch diese Diskussion spricht für eine Veröffentlichung des unten zitierten Mail-Verkehrs.

    Sollten das ZDF und Sie keine begründeten Einwände gegen eine Veröffentlichung vorbringen, behalte ich mir eine solche weiter vor.

    1. Oktober 2019: Armin Pfahl-Traughber hat sich laut seiner Mail formaljuristisch beraten lassen …

    Michael Bernhard 2. Oktober:

    Guten Morgen,

    Sie plustern sich auf mit einer sinnlosen Abmahnung gegen mich und Ihrer Frau Doktor Anwältin. Sie zeigen damit erneut, dass Ihnen Leben und Sterben einer Unzahl sehr unterschiedlicher Pflanzen, Tiere und auch Menschen weltweit, gegenüber dem Anschein Ihrer ethischen Überlegenheit und Ihren Interessen als Honorar-Autor völlig gleichgültig sind. Die Angeberei mit Ihrer öffentlichen Forderung nach einer Rechtfertigung von Fleischkonsum war offensichtlich Heuchelei. Dass sich Tierhaltung etwa auf extensiver Wiesen- und Weidewirtschaft und ein gewisser damit einhergehender Fleischverzehr sehr gut rechtfertigen lässt, daran sind Sie offensichtlich desinteressiert. Das haben Sie innerhalb von 2 Wochen in allen Ihren Mails demonstriert.

    Michael Bernhard

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