Macbeth: Dies Bild, die bloße Mordthat des Gehirns,
Regt meine innre Welt so heftig auf,
Daß jede andre Lebensarbeit ruht
Und mir nichts da ist, als das Wesenlose (Shakespeare)
Zwei der folgenden Einsichten sind wissenschaftlich gut belegt und die dritte muss meine ich unmittelbar einleuchten, mit ihnen will ich meinen Text einleiten:
- Das menschliche Gehirn ist das bei weiten komplexeste was wir im Universum kennen und mit dem wir von Anfang unseres Lebens an durch Begegnungen mit anderen Menschen interagieren.
- Das angeborene und individuelle Potential unseres Gehirns, aller anderen Organe bzw. jeder einzelne Zelle,1 wird am stärksten in früher Kindheit weiterentwickelt, geprägt oder vernachlässigt und geschädigt.
- Unser Potential und uns selbst können wir erschöpfend nur in der freundlichen Begegnung und auf Augenhöhe mit unterschiedlichen anderen Menschen ausbilden. „Auf Augenhöhe“ und „freundlich“ soll kurz gesagt heißen, dass ich in einer Begegnung mit anderen weder auf sie herabsehe, noch zu ihnen aufschaue, dass wir uns wechselseitig frei von Herrschaft oder Gehorsam unbefangen bewegen müssen und nur so ein Maximum von der anderen Person und uns in ihr wahrnehmen und erleben können.2
Wir lernen insbesondere sehr viel von komplexen Strukturen und Organismen der Pflanzen und Tiere oder auch von Mathematik, künstlerischer Kreativität, dem Gärtnern, von Computerprogrammierung, von Sport und Kultur usw. Nichts von all dem erhält aber eine solch ursprüngliche und entscheidende Bedeutung für unsere Bildung, Intelligenz und Persönlichkeit, wie die Auseinandersetzung, Freundschaft, Beziehung und Liebe zu anderen Menschen. Die Evolution hat vorläufig nichts hervorgebracht, was so komplex, vielseitig und wirksam wäre, wie den menschlichen Organismus bzw. insbesondere sein Gehirn. Nichts kann damit unser Selbst und unsere Persönlichkeit so ursprünglich, vielseitig und erschöpfend bilden, wie ihre Empathie, Spiegelung und Erwiderung in der Vielfalt und endlosen Komplexität anderer Persönlichkeiten. Die Bedeutung und Notwendigkeit dessen ist für uns als Säuglinge und Kleinkinder mehr als ein Wissen; wir sind die Nähe und Berührung zu denen, die uns aufnehmen, uns ansehen und mit uns reden. Wir leben von Beginn an notwendig durch wechselseitige Zuwendung, Aufmerksamkeit, Zärtlichkeit und Kommunikation und erleiden panische Angst, unsäglichen Schmerz und schließlich den sicheren Tod, wenn sie ausbleiben.3 Weiterlesen →